Von Trost und Barmherzigkeit

(Diese Predigt ist vom März 2010 und wurde im Oktober 2023 leicht überarbeitet.)

Predigttext: 2.Kor 1,3-7

1 Der barmherzige Gott wünscht sich empathische Menschen

2 Getröstete werden zu Tröstern

3 Ein "Sohn des Trostes": Barnabas

 

Barlach-Wiedersehen-Trost

 

Predigt 

Liebe Gemeinde!

In der vergangenen Woche wurde in bewegender Weise des erstes Jahrestags des schrecklichen Amoklaufs von Winnenden gedacht. Ein junger Mensch, der mit seiner aufgestauten Wut und Aggression nicht mehr fertig wurde und sie auf andere richtete, und zum Schluss auch noch auf sich selbst.

Seither ist viel überlegt worden, was getan werden sollte und könnte, damit so etwas Schreckliches sich nicht wiederholt: Verschärfung des Waffenrechts, Erhöhung des Mindestalters für Schießsportler, mehr Schulpsychologen, usw.

Ich habe mich im Blick auf das heutige Predigtthema "Trost" gefragt, ob dieser mehrfache jugendliche Mörder und Selbstmörder nicht vielleicht im Tiefsten ein ungetröstetes Kind war? Ein Mensch, der nicht getröstet wurde und sich selber auch nicht trösten konnte. 

Hatte Tim K. denn keine vertrauten Menschen, bei denen er sagen konnte, wie es ihm geht, bei denen er seine Wut rauslassen konnte und die das aushalten konnten? Hörte ihm niemand zu? Fühlte er sich von niemandem ernst genommen?

 

Und wie steht's mit uns? Wo finden WIR Trost,

- wenn es einmal nicht rund läuft

- bei Schicksalsschlägen

- in schwierigen oder sogar ausweglosen Lebenssituationen?

 

Jeder findet bis zu einem gewissen Grad Mittel und Wege, wie er sich selber trösten kann, wieder ruhiger wird, wenn die Seele aufgewühlt ist. 

Vielleicht hilft ja schon ein Spaziergang, die Freude am eigenen Garten, oder das Anhören von schöner Musik dazu, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Oder ein Gespräch mit einem vertrauten Menschen.

Oder die Erinnerung an bessere Tage, an Schönes, das man mit einem lieben Menschen erlebt hat.

Oder die Vorfreude auf einen geplanten Urlaub.

Oder die Lebensfreude eines Kindes, das ganz im Augenblick lebt.

Auch die Bibel hält im Buch der Psalmen Vieles bereit, was uns wieder aufrichten kann.


Aber was ist, wenn das alles nicht mehr hilft, wenn die Situation ausweglos ist, bodenlos anmutet, oder mich total überfordert, die Krankheit unheilbar ist und das Leiden kein Ende nimmt? Was tröstet dann noch? Wo ist dann noch Trost zu finden?

Der für den heutigen Sonntag im Kirchenjahr vorgegebene Predigttext aus 2.Kor.1 zeigt uns die Richtung für einen Ausweg an.


 

Predigttext: 2.Kor 1,1-7 (nach der Neuen Genfer Übersetzung; Link zur EInheitsübersetzung )

Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus! Denn er ist ein Vater, der sich erbarmt, und ein Gott, der auf jede erdenkliche Weise tröstet und ermutigt. 

4In allen unseren Nöten kommt er uns mit Trost und Ermutigung zu Hilfe, und deshalb können wir dann auch anderen Mut machen, die sich ebenfalls in irgendeiner Not befinden: Wir geben ihnen den Trost und die Ermutigung weiter, die wir selber von Gott bekommen.

5Genauso nämlich, wie wir in ganz besonderem Maß an den Leiden von Christus teilhaben, erleben wir durch Christus auch Trost und Ermutigung in ganz besonderem Maß.

6Wenn wir also Nöte durchmachen, geschieht das, damit ihr die mutmachende und rettende Kraft Gottes erlebt. Und wenn wir getröstet und ermutigt werden, bedeutet das auch für euch Trost und Ermutigung; es hilft euch, standhaft die gleichen Leiden zu ertragen wie wir.

7Deshalb sind wir voll Hoffnung und Zuversicht, wenn wir an euch denken, denn wir wissen: genauso wie ihr an den Nöten teilhabt, habt ihr auch an dem Trost und der Ermutigung teil.

 

1 Der barmherzige Gott wünscht sich empathische Menschen

Paulus erfährt Gott, den er wörtlich den "Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes" nennt, als einen, der ihn in schwierigen Situationen aufrichtet und ermutigt, eben wie ein guter Vater, der nicht anders kann als sein Kind, das Trost braucht, in die Arme zu schließen, bis es getröstet ist.

Was Gott dazu treibt, uns zu trösten, ist einzig und allein sein grenzenloses Erbarmen: diese Bereitschaft und Fähigkeit, sich anrühren zu lassen von der Not eines anderen Wesens, von seiner Hilflosigkeit und seinem Elend. 

Dieses Angerührtsein – es ist in Wahrheit Empathie - geht tief, bis ins Innerste. Und was man dann sagt oder tut, kommt auch von tief innen, "aus dem Bauch heraus". Wenn also Gott sich erbarmt über unsere Not, dann handelt auch er aus dem Bauch heraus, weil es ihn wirklich berührt, wie es uns geht.


 

Als Gott sich Mose vorstellt (2. Mose 34,6), nennt er seine Barmherzigkeit an erster Stelle: barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue.

So ist Gott und so will er auch, dass wir ihn sehen.

Die Propheten mahnen und erinnern auch an die Barmherzigkeit Gottes, und die Psalmisten werden nicht müde, sie zu besingen.

Nur der Prophet Jona ärgert sich über Gottes Barmherzigkeit, als Gott die bösen Bewohner der Metropole Niniveh schließlich doch verschont, nachdem sie in Sack und Asche Buße getan hatten. Er klagt: Ich wusste ja, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist.

Jona hätte die Niniviten lieber gründlich bestraft, schließlich hätten sie es ja wirklich verdient gehabt. Jona hatte die Tiefe der Barmherzigkeit Gottes nicht begriffen. Ob nicht in uns allen auch ein bisschen Jona steckt?

Wie barmherzig wir selber sind, ist ein untrügliches Zeichen dafür , wie viel wir von Gottes Barmherzigkeit begriffen haben. 

 

Wenn Gottes Barmherzigkeit unser Maßstab und unser Vorbild ist, und wenn wir als seine Kinder wiedergeboren sind und sein Wesen haben, dann sollte man uns Christen an unserer Barmherzigkeit erkennen können: daran, dass wir uns anrühren lassen von der Not der Anderen, in Familie und Verwandtschaft, in der Gemeinde, aber auch von der Not in unserer Stadt und in der Welt.

Auch an der Barmherzigkeit gegenüber uns selber sollte man uns als Christen erkennen können: doch wie unbarmherzig gehen gerade oft Christen mit sich selber um, wie knechten und quälen sie sich - auch im Dienst für Gott und auch auf dem Missionsfeld.  

Unbarmherzigkeit gegenüber sich selbst um Gottes willen - um des Gottes der Barmherzigkeit willen!? Das passt nicht zusammen.

Ein Gemeindebund an der Elfenbeinküste hat in den letzten fünf Jahren drei Pastoren in leitenden Positionen durch Herzinfarkt verloren, alle Anfang 40. Ich kannte sie alle und weiß, was für ein Verlust das ist für die Kirche. 

Und gerade letzte Woche erreichte mich die Todesnachricht einer Kollegin, die in Zentralasien wahrscheinlich auch an einem Herzinfarkt gestorben ist. Als sie noch an der Elfenbeinküste arbeitete, kannte ich sie als jemanden, die sich keine Ruhe und keine Pausen gönnte, und sie forderte solchen Einsatz auch von den Afrikanern. Die baten sie schließlich zu gehen, obwohl sie eine hervorragende Arbeit machte und vieles in Bewegung brachte. Ich glaube sie war ihnen zu unbarmherzig - und damit ein Stück unmenschlich.

Der barmherzige Gott wünscht sich aber barmherzige Menschen, auch barmherzige Christen und barmherzige Missionare! Menschen mit Herzen aus Fleisch und nicht aus Stein. 

Dafür hat er einiges aufgewendet. Und vor allem hat er uns in Jesus ein Vorbild der Barmherzigkeit gegeben.


Wenn es im Kolosserbrief (3,12) heißt: zieht an herzliches Erbarmen!, so sind die beiden griechischen Worte, die da stehen, ungeheuer intensiv, intensiver als uns lieb ist, Eigentlich müssten sie so ähnlich übersetzt werden wie: lasst euch die Not der Menschen zutiefst jammern und erbarmen. Die NGÜ (Neue Genfer Übersetzung) übersetzt mit tiefes Mitgefühl). Beide Worte haben mit dem Innersten und dem Bauch zu tun, also Bereichen, die in frommen Kreisen eher tabuisiert sind. 

Ich bin hier dankbar, dass die jüngere Generation damit weniger Probleme hat und ihr Christsein mehr "aus dem Bauch" heraus lebt. Das ist heute dran und zutiefst biblisch.

Barmherzigkeit zu leben ist auch uns Christen (leider!) nicht auf den Leib geschrieben, aber als die Auserwählten Gottes, die Heiligen und Geliebten (ebenfalls Kol 3,12) haben wir die Möglichkeit dazu! - Wenn wir denn etwas begriffen haben von Gottes großer Liebe zu uns und zu dieser Welt . wir zitieren doch so gern den Vers Joh. 3,16: Also hat Gott die Welt geliebt… Diese Liebe Gottes war die erbarmende Liebe, die wir weitergeben dürfen.


2 Getröstete werden zu Tröstern


Weil Gott so tiefes Erbarmen hat, deshalb kann er auch so tief trösten. Paulus nennt ihn den "Gott allen Trostes". Ich weiß von keinem Gott, der so genannt wird.

Auch auf der menschlichen Ebene ist unser herzliches Erbarmen, oder tiefes Mitgefühl, mit der Not des Anderen ist die Voraussetzung, dass wir trösten können. Schon allein solches Mitgefühl zu äußern ist Trost für den Anderen, denn damit zeige ich ihm, dass ich mich an seine Seite stelle und versuche, ihn zu verstehen.


Getröstet zu werden bewirkt nicht in jedem Fall, dass sich die äußere Situation ändert, aber der Getröstete bekommt neue Kraft, sie zu ertragen und wieder den Blick frei, um auf Gottes Durchhilfe zu vertrauen, sie wahrzunehmen – und ihm dafür zu danken.


 

Paulus hat Gottes Trost in seinem Dienst in der Nachfolge Jesu in völlig ausweglosen Situationen erfahren. Und er gibt weiter, wie er getröstet wurde, um den Korinthern zu helfen, Gott ebenfalls als Tröster zu erleben. Denn auch in der Gemeinde in Korinth gibt es Menschen, die in Not sind und Trost brauchen, insbesondere in der Not durch Verfolgung, die aus der Nachfolge Christ erwächst. Das ist es nämlich, was hier gemeint ist mit den Leiden von Christus (Vers 5). Sagte nicht Jesus selbst: Ein Jünger steht nicht über seinem Meister?


 

Auch wenn wir momentan in Deutschland keine Christenverfolgung haben, und auch in dieser Gemeinde hier wohl niemand ist, der hierzulande um seines Glaubens willen verfolgt wird, so kann es doch Leiden um Christi willen unter uns geben, etwa wenn manche belächelt und Spott ertragen, oder Nachteile in Kauf nehmen, weil sie Christen sind. 


 

Wer selber Trost erfahren hat, kann auch andere trösten. So können Getröstete zu Tröstern werden. Doch wer selber ungetröstet oder gar untröstlich ist, kann auch niemand Anderen trösten.


 

Der Apostel Paulus sieht die christliche Gemeinde als eine Gemeinschaft von Tröstern und Getrösteten, allerdings nicht in der Weise, es auf der einen Seite ein Team von (vielleicht noch professionellen!) Tröstern gibt und auf der anderen Seite das Heer der zu Tröstenden. Vielmehr  alle brauchen alle Trost. Und auch alle können trösten wenn sie denn selber Trost erfahren haben.


 

Wie geht uns hier in dieser Gemeinde damit? Sind wir eine Gemeinschaft von Tröstern und Getrösteten? Oder sind unter uns ungetröstete Geschwister, weil niemand um ihre wahre Not weiß, oder weil sie sich niemand anvertrauen können oder wollen?


 

Paulus jedenfalls hat eine erstaunliche Offenheit über seine Trostbedürftigkeit, eigentlich ist sie fast peinlich für einen solchen Glaubenshelden und großen Apostel. Er macht sich damit sehr verletzlich, zeigt seine Flanke und setzt sich dem Spott derer aus, die ihn sowieso schon klein gemacht haben, gerade auch in Korinth. 

Damit räumt Paulus auf mit der Vorstellung, dass ein Christ immer stark sein müsse.

Anstatt seine Schwierigkeiten und sein Leiden zu verschweigen, will Paulus, dass dass die Christen in Korinth erfahren, was er durchgemacht hat. Und er hat ja wirklich Schlimmes erlebt. Ich will es lesen, und vielleicht findet sich der eine oder die andere darin wieder, auch wenn seine oder ihre Situation ganz anders ist als die des Paulus war. Es ist der Text im Anschluss an unseren Predigttext in 2. Korinther 1, die Verse 8-11:

Ihr müsst nämlich wissen, Geschwister, dass das, was wir in der Provinz Asien durchmachten, so überaus schwer auf uns lastete und unsere Kräfte so sehr überstieg, dass wir schließlich nicht einmal mehr damit rechneten, mit dem Leben davonzukommen.

9Wir kamen uns vor, als wäre das Todesurteil über uns gesprochen worden. Aber das alles geschah, damit wir nicht auf uns selbst vertrauten, sondern auf Gott, der sie Toten zu neuem Leben erweckt.

10Er hat uns vor dem sicheren Tod gerettet und wird uns auch weiterhin retten. Ja, wir haben unsere Hoffnung auf ihn gesetzt und sind überzeugt, dass er uns auch in Zukunft retten wird.

11Auch ihr könnt dabei mithelfen, indem ihr für uns betet. Wenn viele das tun, dann werden auch viele Gott für die Gnade danken, die er uns erfahren lässt.


 

Paulus weiß, wie es ist, ganz unten zu sein, wie tief in einem  Loch zu sitzen, kein Land mehr zu sehen. Er hatte den Tod vor Augen gehabt und mit dem Leben abschließen müssen.


 

Worauf genau Paulus sich in dem Text bezieht, weiß man heute nicht mehr. Die Ausleger sehen verschiedene Möglichkeiten:

  • entweder war Paulus wieder persönlich angegriffen worden, so wie damals in Lystra (Apg. 14,19-20), als fromme Juden ihn ergriffen, vor die Stadt geschleift, gesteinigt, und liegen gelassen hatten, weil sie ihn für tot hielten;

  • oder es war eine Situation wie bei dem Aufruhr in Ephesus (Apg.19, 23ff), als durch die Wirkung seiner Predigt das Geschäft mit der Religion einzubrechen drohte und die Menge ihn fast auf der Stelle gelyncht hätte;

  • oder er hatte eine unheilbare Krankheit bekommen, die sein Leben bedrohte und ihn einschränkte; vielleicht war sie es, die er später im Brief (12,7) als seinen Pfahl im Fleisch bezeichnete. Manche Ausleger meinen, es sei Epilepsie gewesen.


 

Wie dem auch sei, Paulus hat in einer völlig ausweglosen Lage erlebt, wie Gott ihm das Leben neu geschenkt hat, er hat erfahren, dass Gott wirklich aus dem Tod errettet, schon hier in diesem Leben und nicht erst am Ende der Zeit. 

Das war sicher anders für ihn als darüber zu theologisieren. Dass er das sehr gut konnte, sehen wir etwa im 15.Kap. des 1. Korintherbriefs. Doch es am eigenen Leib zu erfahren, war etwas ganz Anderes.

Diese Erfahrung der Errettung aus Todesnot hat Paulus zutiefst getröstet und dazu ermutigt, Gott auch für seine ungewisse Zukunft zu vertrauen. 

Diese Erfahrung hat ihn aber nicht nur selbst getröstet, sondern sollte auch die trösten, denen er Zeugnis davon geben konnte. So wird der Getröstete zum Tröster für Andere.


 

Auch unser Gebet kann  helfen, dass jemand, der in Not ist, Gottes Hilfe und Rettung erfährt, oder dass eine, die entmutigt und hoffnungslos ist, aufgerichtet wird und neue Hoffnung schöpft. Solche Fürbitte ist IMMER nach Gottes Willen! 


 

Das Wort "Trost" ist ein wichtiger Begriff in der Bibel. In unserer Umgangssprache hat er jedoch das gleiche Schicksal erlitten wie andere zentralen Begriffe unseres christlichen Glaubens. So wie die Buße zum „Bußgeld“, der Sünder zum „Verkehrssünder“ und  so ist der Trost zur „Vertröstung“ verkommen.

Deshalb ist es nötig, das reichhaltige griechische Wort paraklesis im heutigen Deutsch wieder anzureichern. Die Neue Genfer Übersetzung (NGÜ) tut das, indem sie es mit Trost und Ermutigung übersetzt. Ermutigung ist nämlich eine ganz wichtige Komponentebeim Trösten und Getröstet Werden. 

Wenn Trost nicht auch ermutigt, ist er kein Trost.

 

So saßen zwar die Freunde Hiobs sieben Tage lang Tage schweigend bei ihm in seinem Leid, aber was sie dann an hoher Theologie äußerten, war kein Trost für ihn, konnte ihn nicht ermutigen. Er spürte keine Barmherzigkeit bei ihnen.


 

3  Ein "Sohn des Trostes": Barnabas

 

Im Gegensatz zu den Freunden Hiobs, die zwar mehr oder weniger gute Theologen gewesen sein mögen, aber ganz miserable Tröster waren, gab es unter den ersten Christen in Jerusalem einen Mann, dessen Beinamen Barnabas die Bedeutung "Sohn des Trostes" hatte. 
 

Barnabas war barmherzig, einer, der sich von der Not der anderen, welcher Art sie auch sei, anrühren ließ und auf ganz unterschiedliche Weise aktiv wurde. 

Zum ersten Mal wird  Barnabas, der eigentlich Josef hieiß und aus Zypern stammte, in Kapitel 4 der Apostelgeschichte. Dort wird er unter denen genannt, die etwas von ihrem Besitz verkaufen, um mit dem Erlös den Bedürftigen in der Gemeinde zu helfen.

Später (in Kap.9,26-27) hatte Barnabas als erster den Mut, Kontakt mit Paulus aufzunehmen, der als der an Christus gläubig gewordene Saulus nach Jerusalem kam. Alle Ältesten der Gemeinde hatten Angst vor Paulus und mieden ihn, als er versuchte, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Nur Barnabas nahm ihn auf und hörte ihn an. Danach brachte er ihn zu den Ältesten. 

Was für eine Ermutigung muss das für Paulus gewesen sein! Gegen die vorherrschende Meinung unter den Gemeindeältestens vertraute ihm einer von ihnen und erreichte auch das Vertrauen der anderen in der Gemeinde zu ihm.


 

Als dann in der Stadt Antiochia weit im Norden erste Nichtjuden an Jesus glaubten (in Apg. 11), hatten die Ältesten in Jerusalem wieder ein Problem. Durfte das denn sein? Musste dagegen nicht vorgegangen werden? Diese Reaktion ist umso erstaunlicher als sie nach dem, was Petrus mit dem römischen Hauptmann Kornelius in Cäsarea erlebt hatte (Apg.10) begriffen zu haben schienen, dass das Evangelium auch für Nichtjuden war (Apg.11,18). 


 

Jedenfalls war es Barnabas, der nach Antiochia geschickt wurde, um dort nach dem Rechten zu sehen. Und er war zweifellos der Richtige, denn (Apg. 11,23-24):

Als er sah, was dort durch Gottes Gnade geschah, war er glücklich. Er machte allen Mut und und forderte sie dazu auf, dem Herrn mit ungeteilter Hingabe treu zu bleiben. Denn er hatte einen edlen Charakter, war mit dem Heiligen Geist erfüllt und hatte einen festen Glauben. Durch seinen Dienst stieg die Zahl derer, die an den Herrn glaubten, ständig an.


Ermutiger sind also wichtig für Gemeindewachstum!


 

Barnabas holte schließlich noch Paulus ins Gemeindeteam nach Antiochia. Das war eine wegweisende Entscheidung für die Entwicklung der christlichen Gemeinde dort (Apg.11,26), denn:

Die beiden waren dann ein ganzes Jahr miteinander in der Gemeinde tätig und unterrichteten viele Menschen im Glauben. Hier in Antiochia wurden die Jünger des Herrn zum erstn Mal Christen genannt.


 

Barnabas ist es auch, der mit Paulus die erste Missionsreise macht. Gott will Ermutiger in der Mission!


 

Dass Ermutiger ihren eigenen Standpunkt haben, wurde schon deutlich, als Barnabas den zum Paulus gewordenen Saulus in die Jerusalemer Gemeinde brachte, als alle anderen Ältesten noch Angst vor ihm hatten. 

Nun hatten Barnabas und Paulus vor ihrer zweiten Missionsreise eine massive Auseinandersetzung wegen eines jungen Mannes mit Namen Johannes Markus. Dieser hatte die beiden anfangs auf der ersten Missionsreise begleitet, war dann aber bald abgesprungen. Der Grund bleibt unerwähnt.

Paulus will diesen jungen Mann auf der 2. Missionsreise nicht mehr dabei haben, Barnabas aber doch. 

Barnabas besteht darauf, dem Johannes Markus noch eine Chance zu geben, und so kommt es zur Trennung zwischen Barnabas und Paulus: Barnabas zieht mit Johannes Markus los, und Paulus nimmt sich Silas mit für seine 2. Missionsreise. 


 

Wahrscheinlich ist es dieser Johannes Markus, der später das Markusevangelium schreiben würde. Barnabas hatte ihn als jungen Mann gefördert und an ihn geglaubt.


 

Die christlichen Gemeinden und die Welt sähen anders aus, wenn es mehr Menschen wie Barnabas gäbe. 

Wenn Tim K. einen Barnabas gehabt hätte, bin ich ganz sicher, dass es keinen Amoklauf von Winnenden gegeben hätte.


 

Wenn wir selber Trost und Ermutigung bekommen haben, ob durch Menschen oder von Gott, dann können wir auch Andere trösten und ermutigen – und so auch „Söhne und Töchter des Trostes“ werden, wie Barnabas ein „Sohn des Trostes“ war. 

Gott segne uns dazu! Amen.


 

 

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